Planungen für ein 2. und 3. AKW in Österreich

josef

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#1
Sicher nicht vielen bekannt, waren die Planungen für ein 3. Atomkraftwerk in Österreich!

Mir waren auch nur das gebaute, aber nie in Betrieb gegangene, Werk in Zwentendorf und das Projekt in Stein-St.Pantaleon im Bezirk Amstetten bekannt. Nun fand ich den nachstehenden Bericht im ORF zu einem weiteren geplanten Standort an der Drau in Kärnten:
60er-Jahre: Atomkraftwerk in Kärnten geplant

Vor 35 Jahren haben die Österreicher gegen eine Atomkraftwerk gestimmt, das Schicksal des neu gebauten AKW Zwentendorf war damit besiegelt. Was nur wenige wissen: In den 60er-Jahren war ein AKW in Kärnten geplant, rund vier Kilometer von Völkermarkt entfernt.

Ein 150.000 Quadratmeter großes Gebiet war für ein Atomkraftwerk in Kärnten reserviert. Erst Jahre nach der Gesetzesverabschiedung wurde es aus dem Flächenwidmungsplan herausgenommen. Der geplante Standort lag ein paar hundert Meter vom Wasserkraftwerk Edling entfernt. Die Felder waren seit den 60er-Jahren für andere Bauvorhaben tabu.
Die Bezirkshauptstadt Völkermarkt lag außerhalb der Sicherheitszone von 3,7 Kilometer. Nach damaligem Stand des Wissens war das ausreichend weit weg.

AKW gleich neben dem Kurgebiet
Mit dem Atomsperrgesetz 1978 war auch das Kraftwerk in Kärnten kein Thema mehr. Trotzdem gab es im Flächenwidmungsplan noch Jahrzehntelang eine Sonderwidmung dafür, im Plan war das Areal rot markiert. Im Völkermarkter Rathaus liegen noch die Unterlagen. Man sieht auf den Plänen in Dullach noch die Sperrfläche und gleich daneben das Kurgebiet.

„Man hat sich nichts dabei gedacht“
Valentin Blaschitz, der Bürgermeister von Völkermarkt sagte: „Das war eine sehr interessante Widmung - Kurgebietswidmung, Atomkraftwerkwidmung. Das war in den 50er-Jahren, da hat man sich nichts dabei gedacht, es ist Gott sei Dank bereinigt worden.“

1991 wurde Plan bereinigt
Es dauerte sieben Jahre, bis die AKW-Fläche endgültig beseitigt war, so Josef Buchleitner, Sachbearbeiter Flächenwidmung: „Die Vorbehaltsfläche Atomkraftwerk ist per Bescheid 1991 verschwunden.“ Schon in den 60-er Jahren wollte man die Drau neben dem Atomkraftwerk touristisch nutzen. Dort entstand vor Kurzem ein Campingplatz. Jetzt allerdings ohne atomare Nachbarschaft.
Quelle: http://kaernten.orf.at/news/stories/2625407/
 

josef

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#2
AKW-Projekt Stein-St.Pantaleon NÖ.

Das zweite AKW in Österreich
Gemeinschaftskraftwerk Stein - St. Pantaleon

St. Pantaleon bei Enns an der Donau war der geplante zweite AKW-Standort. Dieses Kraftwerk galt als Wegbereiter eines „Ruhrgebiets an der Enns", eine Raffinerie, ein Acrylwerk und andere Industrien sollten folgen.

Doch noch vor der Gründung der Gemeinschaftskernkraftwerk Stein Ges.m.b.H (GKS) im Februar 1974 organisierte sich der Widerstand. Bei einer Umfrage der Bürger- Initiative gegen Atomgefahren (BIAG) sprachen sich 90% der ansässigen Bevölkerung gegen das AKW aus. Ursprünglich für 1980 geplant, wurde die Inbetriebnahme im Zusammenhang mit den sich ausweitenden Anti-Akw-Protesten bis zumindest 1987 aufgeschoben.

Beteiligt an der GKS waren - ausgenommen Burgenland - alle Landes-Elektrizitätsversorgungsunternehmen. Das gemeinsame Stammkapital betrug 164.000 Schilling, die notwendigen Baukosten sollten über Zuschüsse der EVUs aufgebracht werden.

Es wurde Uranerz in Namibia gekauft, in England weiterverarbeitet und in der Sowjetunion angereichert. Das angereicherte Uran wurde bis auf weiteres in Hanau (BRD) gelagert. Ein Baubeschluß für das AKW war noch in weiter Ferne, aber im Juli 1978 waren bereits 60% der insgesamt 47 Tonnen Brennmaterial angereichert. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 430 Millionen Schilling in das Projekt geflossen.

Weiters wurde ein 73 m hoher, innen begehbarer Wettermast zur meteorologischen Beobachtung des AKWs wie auch der nahegelegenen Chemiefabrik errichtet. Im Umkreis von 600 m wurde die ansässige Bevölkerung entschädigt und abgesiedelt. Dies wurde dem Wettermasten zum Verhängnis, der in der Nacht auf den 17. März 1978 von Unbekannten gefällt wurde, indem eines der stählernen Halteseile durchgesägt wurde. Der Masten und die empfindlichen Meßgeräte wurden völlig zerstört. Dieser Sabotageakt wurde niemals aufgeklärt.

Nach der Volksabstimmung war auch das AKW St.Pantaleon kein Thema mehr. Die Anreicherungsverträge mit der Sowjetunion wurden gelöst, und das Brennmaterial wurde um drei Viertel des handelsüblichen Preises verkauft.
http://www.unet.univie.ac.at/~a9406114/aai/zwentendorf/austellung/aai-09.html


Der vorgesehene Bauplatz lag am rechten Donauufer ein paar Kilometer stromabwärts der Ennsmündung:
 

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#3
Die Planungen in St. Pantaleon waren mir bekannt, sowohl auch ein 3. Standort.

Dieser 3. Standort war mir nie bekannt, vermutete, dass der Standort entweder gesucht wurde, oder irgendwo in Oberoesterreich gewesen sei. Auf Kaernten waere ich nie gekommen. Diese Ecke Oesterreichs ist ja geologisch nicht ganz unbedenklich fuer ein solches Vorhaben.
 

josef

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#4
Auf Kaernten waere ich nie gekommen. Diese Ecke Oesterreichs ist ja geologisch nicht ganz unbedenklich fuer ein solches Vorhaben.
Sehe ich auch so, siehe z.B. hier unter Beitrag #20 eine Karte der Regionen in Österreich mit Beben die eine Epizentralintensität von Grad 7 überschritten!
Aber auch in relativer Nähe zu Zwentendorf gab es im Jahr 1590 ein starkes Beben bei Neulengbach!

Interessant ist auch die Nennung von St.Andrä im Lavantal als Standort des 3. AKW:
In einem Wiki-Beitrag über die Standorte der projektierten österreichischen AKW ist übrigens, wie auf der Wiki-Seite über die Stadt, St.Andrä im Lavantal, als 3. Standort angeführt:
20. Jahrhundert
In den Jahren 1914 bis 1918 wurden zahlreiche Kirchenglocken aus St. Andrä für den Krieg eingeschmolzen. 1934 kam es während des Juliputsches zu heftigen Gefechten zwischen den Nationalsozialisten und dem Bundesheer. 1940 wurden die Jesuiten von den Nationalsozialisten aus der ehemaligen Bischofsresidenz vertrieben. 1945 quartierten sich dort die Engländer ein. Heute ist die ehemalige Bischofsresidenz ein Altersheim. 1972 bekam die Freiwillige Feuerwehr St. Andrä ein neues Rüsthaus, das 2007 erweitert wurde. 1973 wurden die Gemeinden Eitweg, Fischering, Maria Rojach, Schönweg und St. Andrä zur Großgemeinde St. Andrä zusammengelegt. Im österreichischen Energieplan des Jahres 1976 war in St. Andrä eines von drei Kernkraftwerken in Österreich vorgesehen. 25 Hektar Land sind nach wie vor für ein Kernkraftwerk gewidmet [2]
Die falsche Standortangabe in den vorgenannten "Wiki-Beiträgen" dürfte auf eine falsche Angabe in einem unter Fußnote [2] zitierten Artikel aus der "Presse v. 29.05.2010" stammen:
...aller drei damals in Österreich geplanten AKW: Neben Zwentendorf wollte man auch an der oberösterreichisch-niederösterreichischen Grenze eines errichten und eines in St. Andrä in Kärnten, wo übrigens noch immer 25 Hektar Land für ein Kernkraftwerk gewidmet sind.
lg
josef
 

josef

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#6
Servus Josef, dann ändere das doch in der Wikipedia. :)
He lieber Florian,
wie heißt es in deinem Profil:"... wie immer keine Zeit ..."! Du missbrauchst ja als ein mit beiden Beinen fest im Berufs- und Geschäftsleben stehender Jüngling total den traditionellen Pensionistengruß (...keine Zeit!)! :rolleyes: :lol1:

Also, um zur Sache zu kommen, keine Zeit! Schreibtisch voll unerledigter Dinge, Stapel von ungelesener Literatur, jede Menge noch zu bearbeitende Fotos aus Sommer und Herbst - alles aufgehoben für die "Sauwettertage" im Winter...und die kommen nicht :)

lg nach Berlin + Umgebung
josef
 
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#8
Hallo!
Was ich recht spannend fand, auch in Wien gab es in den frühen 1970ern Pläne ein Atomkraftwerk zu errichten. Gebaut hätte man es am Gelände des heutigen Dampfkraftwerks Donaustadt. Hierzu der passende Wiki-Link:

Für diesen Block behielten sich die zuständigen Stellen die Möglichkeit offen, ihn als Atomkraftwerk zu errichten. Abhängig machte man dies von der weiteren Entwicklung auf dem Sektor der Kernenergie. Noch im Februar 1974 hielten die Zuständigen an dieser Option fest. Zwar wurde geplant, dass sich Wien an der Errichtung des geplanten zweiten österreichischen Kernkraftwerks, dessen Inbetriebnahme für 1980 oder 1981 vorgesehen war, mit 160 Megawatt beteiligte, für den Fall aber, dass dessen Leistung zu gering sein sollte, hielt man weiter an der möglichen Errichtung eines eigenen Atomkraftwerks fest. Ob die Planungen für ein Atomkraftwerk Donaustadt durch die das Kernkraftwerk Zwentendorf betreffende Volksabstimmung beendet wurden oder schon früher abgebrochen wurden, ist nicht bekannt.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Dampfkraftwerk_Donaustadt

Auch in der Arbeiter Zeitung von 1974 findet man noch Hinweise darauf:
http://www.arbeiter-zeitung.at/cgi-bin/archiv/flash.pl?seite=19740219_A01;html=1
 

josef

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#9
Kraftwerk Wien-Donaustadt

Hallo Max,
ein herzliches Willkommen im Forum und besten Dank für deinen 1. Beitrag!

Sehr interessant! War sicher vielen Usern genauso wie mir nicht bekannt, dass auch Pläne für einen AKW-Block für das KW-Donaustadt bestanden.

lg
josef
 

josef

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#11
Als bei Enns ein Atomkraftwerk geplant war
LINZ/SANKT PANTALEON.
In St. Pantaleon an der Enns-Mündung hätte vor 45 Jahren ein Atomkraftwerk gebaut werden sollen. Ein Gegner der ersten Stunde erzählt vom Protest dagegen.


Anti-Atom-Kundgebung in der Gemeinde St. Pantaleon Bild: Witzany Privatarchiv


Auch du wohnst in der Todeszone", stand auf den Flugzetteln, die Friedrich Witzany nach der Sonntagsmesse an die Kirchgänger verteilte. Es war das Jahr 1973, und Witzany befand sich in St. Pantaleon im Bezirk Amstetten, wenige Kilometer von Enns, Mauthausen und Perg entfernt.

Der Grund für seine recht deutliche Botschaft: In der kleinen Gemeinde, die gerade jenseits der Grenze zu Oberösterreich liegt, sollte nach dem Willen der damaligen Regierung ein Atomkraftwerk (AKW) gebaut werden. Friedrich Witzany aus St. Florian gehörte zur Bürgerinitiative gegen Atomgefahren, die dagegen ankämpfte.

AKW galten in den Siebzigerjahren als die Technik der Zukunft. "Man hat uns erzählt, dass sie sauber und absolut sicher seien", erinnert sich Witzany. Drei Kernkraftwerke waren in Österreich geplant: eines in Zwentendorf, eines nahe Völkermarkt in Kärnten und eines in St. Pantaleon.

Von Letzterem erfuhr Witzany im November 1973 durch eine Meldung in den OÖNachrichten. Rasch bildete sich die erwähnte Bürgerinitiative, die versuchte, die Bevölkerung zu mobilisieren.

90 Prozent dagegen
"Die ersten Kundgebungen in St. Pantaleon verliefen sehr turbulent", erzählt der 77-Jährige. "Der Bürgermeister war für das AKW, von den Bewohnern hat sich niemand getraut zu sagen, dass er sich Sorgen macht. Aber nach den Veranstaltungen sind Anrainer eigens zu mir nach St. Florian gekommen und haben gefragt, was es wirklich mit Atomkraftwerken auf sich hätte."

Die Umweltschützer führten sogar eine Bürgerbefragung in der Gemeinde durch. "Von den ungefähr 1500 Stimmberechtigten in St. Pantaleon haben sich 70 Prozent beteiligt. Von ihnen waren 90 Prozent gegen den Bau des AKW. Das hat ziemlich eingeschlagen."

Die Anti-Atom-Bewegung beschränkte ihre Aktivitäten aber nicht nur auf St. Pantaleon. Auch in Linz hielt sie Veranstaltungen ab, die auf wachsendes Interesse stießen. Zu einer, die im Jahr 1975 von den OÖNachrichten organisiert wurde, kamen 3500 Zuschauer, auf dem Podium saß sogar Bundeskanzler Bruno Kreisky. "Da hatten wir erstmals das Gefühl, dass Kreisky die Brisanz der Situation bewusst wurde", erzählt Witzany. Wenig später
wurde der Bau von St. Pantaleon zurückgestellt. "Als Grund wurde angegeben, dass der Stromverbrauch doch nicht so stark steige wie zuvor angenommen." Nun konzentrierten die Atomgegner ihre Aktivitäten auf Zwentendorf. Nach drei Jahren, in denen die Bewegung immer größer wurde, verkündete Kreisky, dass es eine Volksabstimmung über die Inbetriebnahme des AKW geben werde.

"Das war eine Sternstunde"
Diese ging bekanntlich denkbar knapp mit 50,47 Prozent gegen die Inbetriebnahme aus – heutzutage würde sie wohl eindeutiger ausfallen: "Mehr als 90 Prozent der Österreicher sind gegen Atomkraftwerke", sagt Umweltlandesrat Rudi Anschober (Grüne). "Aber damals hätten wir niemals gedacht, dass wir gewinnen können", erinnert sich Witzany. "Als das Ergebnis verkündet wurde, waren wir vollkommen von den Socken. Es war eine Sternstunde."

Aber wäre die Abstimmung pro Zwentendorf ausgegangen, hätte man wahrscheinlich auch den Reaktor in St. Pantaleon gebaut, sagt Anschober: "Dann hätten wir jetzt etwas mehr als 20 Kilometer vor den Toren von Linz ein Atomkraftwerk."

http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/Als-bei-Enns-ein-Atomkraftwerk-geplant-war;art4,2825438
 

josef

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#12
Standortvarianten in Kärnten:



Kärnten wollte Vorzeigeland für Atomkraft sein
1978 hat sich Österreich in einer Volksabstimmung knapp gegen Atomkraft entschieden. Das AKW Zwentendorf ging nie in Betrieb. Damals waren auch in Kärntner Tälern einige AKWs geplant. Bei der Volksabstimmung waren 55 Prozent der Kärntner dafür.
Seit 40 Jahren ist das Atomsperrgesetz in Verfassungsrang, der Siedewasserreaktor in Zwentendorf wurde mit mehr als fünf Milliarden Schilling Baukosten (nach heutiger Kaufkraft gerechnet rund eine Milliarde Euro) zur teuersten Ruine Österreichs. Bereits zu Baubeginn sorgte ein Erdbeben für Probleme, 1972 wurde das Fundament beschädigt, es musste abgerissen und neu gebaut werden.

„Man wollte vorne dabei sein“
Bis zum knappen Nein der Bevölkerung österreichweit hatte man große Pläne für die Atmokraft und plante auch einige AKWs in Kärnten. Man wollte im Nachkriegseuropa vorne dabei sein, sagte Andreas Kuchler. Der studierte Zeitgeschichtler beschäftigt sich mit der Geschichte der Energiegewinnung im Land: „Es war keine Notwendigkeit. Der Druck, in die Kernenergie zu investieren, kam von der Politik, von der Bundesregierung, und nicht von den Energieversorgern.“

Auslöser für das Kernkraft-Engagement Österreichs sei die Weltkraftkonferenz 1955 gewesen. Am selben Tag sei auch die Österreichische Studiengesellschaft für Atomenergie ins Leben gerufen worden. „Österreich wollte in der ersten Liga der Atomenergiestaaten mitspielen.“


ORF
An der Drau hätte ein AKW gebaut werden sollen

Obervellach, Edling und Arnoldstein
Ein AKW in Zwentendorf in Niederösterreich wurde gebaut, eines in S. Panthaleon in Oberösterreich war geplant. Das dritte wäre dann höchstwahrscheinlich wahrscheinlich in Kärnten gestanden: „Ab Mitte der 1950er Jahre gab es Standortuntersuchungen in ganz Österreich. In Kärnten gab es Untersuchungen in St. Andrä im Lavanttal, wo später ein thermisches Kraftwerk stand. Von den Draukraftwerken wurden auch Flächen im Bereich des Stauraumes Edling gesichert.“

Es seien auch zwei weitere Standorte im Gespräch gewesen, so Kuchler: „Obervellach im Mölltal und Arnoldstein im Gailal. Auch hier in der Nähe zu Flüssen, ich bezweifle aber, dass die Möll und die Gail in diesen Bereichen die Kapazität haben, die entsprechende Kühlwasserleistung für ein Kernkraftwerk zu leisten.“

„Es sollte so rasch wie möglich gehen“
Die Kriterien für einen Standort waren Nähe zur Industrie als Stromabnehmer und ein Fluss, der genügend Kühlwasser für den Reaktor liefern konnte. Das war in Edling gegeben. Die geringe Entfernung zu Völkermarkt reichte damals als Sicherheitsabstand: „In den 1950er und 1960er Jahren hat es ja noch keine schweren Reaktorunfälle gegeben, deswegen war man sehr zuversichtlich, hat sich kaum Gedanken etwa über Endlagerstätten gemacht. Das waren Randthemen.“ Man wollte so rasch wie möglich Werke in Österreich realisieren.

Atomunfall in der Schweiz
1957 schon gab es die ersten schweren Atomunfälle in Sellafield in Großbritannien und in Kyschtym in der Sowjetunion. Fünf Jahre später gab es nur wenige hundert Kilometer von Österreich entfernt eine Kernschmelze, so Kuchler: „Es hat Kernenergieunfälle gegeben, auch in der Schweiz 1960, davon weiß man wenig. Das Glück dort war, dass ein Supergau in einem Bergstollen stattfand und nicht nach außen drang. Daher konnte eine größere Katastrophe verhindern.“

Es handelte sich dabei um einen Versuchsreaktor, der in eine Felskaverne gebaut wurde. Wasser in der Kaverne hatte für Korrosion gesorgt, die die Kühlung beeinträchtigt hatte. Als der Reaktor nach einer Revision hochgefahren wurde, schmolz ein Brennelement, radioaktives Material flog durch die Kaverne. Sie konnte rechtzeitig verschlossen und das Personal in Sicherheit gebracht werden. In Kärnten stimmten 20 Jahre später fast 55 Prozent für die Atomkraft.

Publiziert am 29.12.2018
Kärnten wollte Vorzeigeland für Atomkraft sein
 

josef

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#13
Nochmals ein Rückblick auf das AKW-Projekt St.Pantaleon:

Rückblick: In St. Pantaleon-Erla war großes Atomkraftwerk geplant
In der Gemeinde St. Pantaleon-Erla an der Grenze zu Oberösterreich sollte ein Atomkraftwerk errichtet werden. Es kam aber nicht über die Planungsphase hinaus.

NÖN-Erlauftal, 06. MÄRZ 2022, NÖN Redaktion


FOTOS: Fuchs

Bald nachdem der Beschluss zum Bau des ersten österreichischen Atomkraftwerks in Zwentendorf gefallen war, forderten vor allem die Landeselektrizitätsgesellschaften NEWAG und STEWEAG den Bau eines weiteren Atomkraftwerks. Erste Ankündigungen für eine zweite Anlage an der Mündung der Enns in die Donau bei St. Pantaleon-Erla im Bezirk Amstetten wurden im Jahr 1973 verbreitet.

Das AKW sollte mit einer Leistung von 1.300 Megawatt eines der weltweit größten werden und ein neues Industriegebiet Linz-Enns-Perg beziehungsweise 70.000 Arbeitsplätze mit Elektrizität versorgen. Mit dem Bau sollte 1975 begonnen werden, die Inbetriebnahme war für 1985 vorgesehen. Die Betreibergesellschaft erwarb Baugrund in St. Pantaleon-Erla, ließ Höfe im Ortsteil Stein abreißen und versuchte, Bürger für das Projekt zu gewinnen, indem sie diese zu einer Rundfahrt nach Deutschland und Frankreich einlud. Sie sollten sich dort selbst von der Sicherheit von Atomkraftwerken überzeugen.

Großer Widerstand aus der Bevölkerung
Es kam jedoch noch im Jahr 1973 zu Widerständen von diversen Anti-Atomkraftorganisationen. Die Bevölkerung lehnte das Projekt mit großer Mehrheit ab, 75.000 Unterschriften gegen den Bau wurden gesammelt. Im Dezember 1974 kam es zu einer Kundgebung, bei der hunderte von Atomkraftgegnern, insbesondere Mitglieder einer lokalen Bürgerinitiative, gegen die Errichtung der Anlage demonstrierten. Umweltschützer führten eine Bürgerbefragung in der Gemeinde durch. Bei einer Beteiligung von 70 Prozent der Stimmberechtigten waren 90 Prozent gegen den Bau des Kernkraftwerks.

Im Jahr 1978 wurde mit den ersten Vorbereitungen für das Kernkraftwerk begonnen. So wurde ein 73 Meter hoher Mast aufgestellt, der zur meteorologischen Messung von Klimafaktoren auf dem Baugelände dienen sollte. In der Nacht von 22. auf 23. März wurden zwei der acht Stahlseile, die den Messmast in Position hielten, von unbekannten Tätern durchgeschnitten.

Die Planungen für das AKW in Stein fanden ein jähes Ende, als sich am 5. November 1978 bei einer Volksabstimmung in Österreich eine knappe Mehrheit von 50,47 Prozent dagegen aussprach, in die Nutzung der Atomenergie einzusteigen und das erste Atomkraftwerk in Zwentendorf in Betrieb zu nehmen.
Rückblick: In St. Pantaleon-Erla war großes Atomkraftwerk geplant
 
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