Natürlicher Kühlschrank im Berg für Bier
Eine uralte Besonderheit aus Geologie und Energietechnik wird bald in Hallein (Tennengau) wieder genutzt. Jahrhundertelang wurden an der Straße bis Kaltenhausen die Windlöcher im Berg genutzt, um Bier kühl zu lagern. Im zerklüfteten Gestein unterhalb der Barmsteine zirkuliert nämlich großräumig die Luft – und zwar ganzjährig.
Online seit heute, 18.46 Uhr
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Eine uralte Besonderheit aus Geologie und Energietechnik wird bald in Hallein (Tennengau) wieder genutzt. Jahrhundertelang wurden an der Straße bis Kaltenhausen die Windlöcher im Berg genutzt, um Bier kühl zu lagern. Im zerklüfteten Gestein unterhalb der Barmsteine zirkuliert nämlich großräumig die Luft – und zwar ganzjährig.
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Einer dieser Lagerkeller wird nun renoviert. Er soll wieder zur Lagerung genutzt werden und noch einiges mehr. Von außen sieht er eher unscheinbar aus. Das alte Bierlager liegt direkt an der dicht befahrenen Salzachtalstraße bei der Stadtausfahrt von Hallein. Räume dieser Art sind natürliche Kühlschränke. Durch drei gemauerte Löcher in der Rückwand wurde kalte Luft aus dem Berg in den Lagerraum für das Bier geleitet.
Im Winter gefriert das Wasser im Berg
Der Hang hinauf zu den beiden Barmsteinen bestehe zum Teil aus einer Steinblock-Schutthalde, in der die Luft zirkulieren kann, sagt der Architekt Otmar Essl: „In der kalten Jahreszeit entweicht die warme Luft oben an der Barmsteinwand. Und es zeiht kalte Luft vom Tal unten ins Berginnere. So lässt die Luft das Gestein erkalten. Das Wasser im Berg gefriert dann. Wenn es warm wird im Frühjahr, gibt es eine Luftumkehr. Sie strömt von oben nach unten, wird gekühlt, lässt das Wasser schmelzen und strömt unten wieder heraus.“
Fotostrecke mit 9 Bildern
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Im Winter steigt eher warme Luft aus dem Berg auf
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Von unten strömt dann im Winter kalte Luft in den Berg nach, innen gefriert das Wasser und sorgt im Sommer für einen gegenläufigen Kaltluftstrom von oben nach unten
Keltenmuseum Hallein
Historische Ansicht der Kellerstraße zwischen Hallein und Kaltenhausen
ORF
Kühles Bier aus dem Berg
Um diesen Effekt wieder nutzen zu können, muss noch viel getan werden. Der Keller war seit Jahrzehnten anders genutzt, schildert Essl: „Wie wir begonnen haben, war der Keller vollgestopft mit Unrat.“
Montag kam ein Bagger, um zumindest eines der mit Geröll verstopften Kaltlöcher wieder zu öffnen, so der Experte. Und auch wenn am Montag im ersten Versuch wieder Geröll nachrutschte, der Eigentümer des Kellers und sein Geschäftspartner sind begeistert: „Jetzt haben wir erst das erste Loch freigelegt, und man spürt jetzt schon diesen Luftzug. Welches Volumen da dahinter ist. Das ist ein schöner Moment.“
Projekt soll öffentlich zugänglich werden
Der alte Bierkeller soll wieder instandgesetzt werden. Im zweiten Schritt soll unmittelbar darüber ein Holzbau für eine Ferienwohnung entstehen. Der Keller selbst soll wieder zur kühlen Lagerung genutzt werden – aber nicht nur das, betont der Architekt: „Wir möchten diesen historischen Bierkeller in einen neuen Lebenszyklus bringen und zugänglich machen für die Bevölkerung, damit man diese historischen Zusammenhänge in die Zukunft trägt.“
Neun solcher Bierkeller hat es früher zwischen Hallein und Kaltenhausen gegeben. Bis Ende nächsten Jahres soll bei der aktuellen Baustelle alles fertig sein – und der natürliche Kühlschrank im alten Lagerkeller soll wieder funktionieren.
30.10.2023, red, salzburg.ORF.at
Links:
Im Winter gefriert das Wasser im Berg
Der Hang hinauf zu den beiden Barmsteinen bestehe zum Teil aus einer Steinblock-Schutthalde, in der die Luft zirkulieren kann, sagt der Architekt Otmar Essl: „In der kalten Jahreszeit entweicht die warme Luft oben an der Barmsteinwand. Und es zeiht kalte Luft vom Tal unten ins Berginnere. So lässt die Luft das Gestein erkalten. Das Wasser im Berg gefriert dann. Wenn es warm wird im Frühjahr, gibt es eine Luftumkehr. Sie strömt von oben nach unten, wird gekühlt, lässt das Wasser schmelzen und strömt unten wieder heraus.“
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Im Winter steigt eher warme Luft aus dem Berg auf
Von unten strömt dann im Winter kalte Luft in den Berg nach, innen gefriert das Wasser und sorgt im Sommer für einen gegenläufigen Kaltluftstrom von oben nach unten
Historische Ansicht der Kellerstraße zwischen Hallein und Kaltenhausen
Kühles Bier aus dem Berg
Um diesen Effekt wieder nutzen zu können, muss noch viel getan werden. Der Keller war seit Jahrzehnten anders genutzt, schildert Essl: „Wie wir begonnen haben, war der Keller vollgestopft mit Unrat.“
Montag kam ein Bagger, um zumindest eines der mit Geröll verstopften Kaltlöcher wieder zu öffnen, so der Experte. Und auch wenn am Montag im ersten Versuch wieder Geröll nachrutschte, der Eigentümer des Kellers und sein Geschäftspartner sind begeistert: „Jetzt haben wir erst das erste Loch freigelegt, und man spürt jetzt schon diesen Luftzug. Welches Volumen da dahinter ist. Das ist ein schöner Moment.“
Projekt soll öffentlich zugänglich werden
Der alte Bierkeller soll wieder instandgesetzt werden. Im zweiten Schritt soll unmittelbar darüber ein Holzbau für eine Ferienwohnung entstehen. Der Keller selbst soll wieder zur kühlen Lagerung genutzt werden – aber nicht nur das, betont der Architekt: „Wir möchten diesen historischen Bierkeller in einen neuen Lebenszyklus bringen und zugänglich machen für die Bevölkerung, damit man diese historischen Zusammenhänge in die Zukunft trägt.“
Neun solcher Bierkeller hat es früher zwischen Hallein und Kaltenhausen gegeben. Bis Ende nächsten Jahres soll bei der aktuellen Baustelle alles fertig sein – und der natürliche Kühlschrank im alten Lagerkeller soll wieder funktionieren.
30.10.2023, red, salzburg.ORF.at
Links:
- Birnhorn-Natureis: Einst Verkaufsschlager für Bierkeller in Europa (salzburg.ORF.at; 13.2.2023)
- Salzburgs Lawinen kühlten Bayerns Bier (salzburg.ORF.at; 7.3.2021)
