Lavant in Osttirol: Land und Bundesdenkmalamt sanierten Reste einer 1.500 Jahre alten Bischofskirche

josef

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#1
Lavant: 1.500 Jahre alte Bischofskirche saniert
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Die Bischofskirche am Lavanter Kirchbichl in Osttirol zählt zu den bedeutendsten frühchristlichen Baudenkmälern Österreichs. 2017 begannen die Sanierungsarbeiten an der 1.500 Jahre alten Kirche. Diese Arbeiten konnten mittlerweile abgeschlossen werden.
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Die zwischen dem vierten und sechsten Jahrhundert nach Christus errichtete Kirchenanlage wurde in den 1950er Jahren unter Leitung von Franz Miltner vom Archäologischen Institut Wien freigelegt.

Zu Beginn der 2000er Jahre waren Mauerwerk und Marmorbauteile so stark beschädigt, dass eine Restaurierung der Gesamtanlage unumgänglich wurde. Etliche Jahre nach der Ausgrabung wurden bei einer Bestandsaufnahme etliche witterungsbedingte Schäden sichtbar. Daher lud das Land Tirol im Jahr 2017 15 Experten aus den Fachgebieten Archäologie, Bauforschung und Denkmalpflege aus der Schweiz, Italien und Österreich ein, um die Sanierung entsprechend zu planen.

Bischofskirche mit viel Gefühl und Expertise restauriert
"Auf Basis der Original-Grabungsunterlagen gelang es, die Herausforderungen zur Erforschung und Restaurierung herauszuarbeiten. Aufbauend darauf wurde – trotz der Komplexität des Befundes – ein Durchführungskonzept erarbeitet, das sowohl Forschungsinteressen als auch denkmalfachliche Aspekte angemessen berücksichtigte“, erläuterte Bernhard Huter, Projektleiter der Abteilung Hochbau des Landes Tirol.

„Der Lavanter Kirchbichl mit seinen Kirchen und Ruinen weckt in uns Bilder vom fernen Arkadien. Das Herzstück ist die antike Bischofskirche, die nun mit viel Gefühl und Expertise restauriert wurde. Dabei ist es gelungen, den stillen Charme des vergangenen Ortes zu bewahren“, zeigte sich Landeskonservator Walter Hauser vom Bundesdenkmalamt von der Restaurierung begeistert.

Bundesdenkmalamt

Restaurierungsmaßnahmen am Mauerwerk
Im Zuge der Restaurierung wurden die Zementverfugungen am antiken Mauerwerk entfernt und durch naturhydraulischen Kalkmörtel mit Weißzementzuschlag ersetzt. Der nicht mehr tragfähige Mauerkern wurde mit Kalkmörtel gebunden. Die jüngste Priesterbank in der Hauptkirche musste abgetragen und neu ausgeführt werden. An der Priesterbank in der Memorialkirche wurden unrichtige Rekonstruktionen entfernt, die einst auf Basis falscher Befundinterpretationen hergestellt worden waren.
Bei den Arbeiten wurden auch nahezu alle Werksteine aus Marmor und die Säulen abgebaut. Die Reinigung der durch die Bewitterung stark verschmutzten Oberflächen erfolgte mittels Dampfstrahlverfahren. Korrodierte Eisenarmierungen wurden entfernt und mit Nirostarippenstahl vernadelt. Alte Verklebungen in gutem Zustand wurden belassen, andere neu mit Epoxidharz geklebt.

Kirche mit großer Bedeutung für Gemeinde
Aus Sicht des Lavanter Bürgermeisters Oswald Kuenz habe die Bischofskirche am kulturhistorischen Lavanter Kirchbichl einen großen Stellenwert für die Gemeinde.
„Die Erforschung und Erhaltung, die Pflege und die Weitergabe des kulturellen Erbes an die nächsten Generationen muss das gemeinsame Ziel von Land Tirol, Bundesdenkmalamt und der Gemeinde sein. Auch in der Zukunft sollen weitere Grabungen, Untersuchungen und Forschungen auf unserem ‚heiligen Berg in Tirol‘ durchgeführt werden. Die Gemeinde ist sehr interessiert und bemüht, die Denkmäler am Kirchbichl im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten zu erhalten und zu betreuen“, so Kuenz.

318.000 Euro in Sanierung investiert
Hochbaulandesrat Georg Dornauer bezeichnete die Bischofskirche in Lavant als ein archäologisches Juwel, das seinesgleichen suche. „Es ist unsere Aufgabe, solche bedeutenden Zeugnisse unserer Geschichte auch für die nachkommenden Generationen zu erhalten.“ Insgesamt rund 318.000 Euro wurden in die Sicherungs- u. Restaurierungsmaßnahmen investiert – davon 271.000 Euro seitens des Landes Tirol und 47.000 Euro vom Bundesdenkmalamt.
14.05.2023, red, tirol.ORF.at

Broschüre Bischofskirche Lavant (PDF)

Lavant: 1.500 Jahre alte Bischofskirche saniert
 

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#2
Online-Puzzle soll Rätsel um antike Platte lösen
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Im neuen Computerspiel „Open Reassembly“ von TU Graz und Universität Graz können Nutzerinnen und Nutzer knapp 100 Bruchstücke einer antiken Marmorplatte gemeinsam zusammenfügen. Archäologen ist es bisher nicht gelungen, sie zu ordnen, das sollen jetzt User schaffen.
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Die Altarplatte stammt aus einer frühchristlichen Kirche in Osttirol. An die Bischofskirche am Kirchbichl in Lavant im Bezirk Lienz, die vor über 1.500 Jahren erbaut wurde, erinnern heute nur noch vier Säulen und Überreste des Gemäuers. In den 1950er-Jahren wurden auch Fragmente einer Altarplatte aus Marmor freigelegt.

Rekonstruktion schwierig
„Die Bruchstücke sind weitgehend texturlos und teilweise erodiert, was die Rekonstruktion äußerst schwierig macht“, wurde Reinhold Preiner vom Institut für Computer Graphik und Wissensvisualisierung der TU Graz in der Aussendung zitiert. Nach der Restauration der Teile erstellte das Institut für Antike der Universität Graz dreidimensionale Visualisierungen. Dafür wurden die Marmorstücke gescannt und aus verschiedenen Blickwinkeln fotografiert.
APA/CGV – TU GRAZ

Hoffen auf „Schwarmintelligenz“
Nun soll die „Schwarmintelligenz“ der User das Puzzle computergestützt lösen. Die Userinnen und User des Spiels können sich kostenfrei und ohne die Angabe persönlicher Daten über einen Internet-Browser einloggen. „Die Spieler werden in zufällige Räume aufgeteilt. Dort sehen sie eine virtuelle Darstellung der Steine auf einem Tisch. Die kann man mit der Maus anklicken und beliebig rotieren“, erklärte Preiner. Entdeckt man Stücke, die zusammengehören könnten, fügt man diese zusammen.

Andere Spieler in den Räumen können die Verbindungen positiv oder negativ bewerten, „wie bei einem Forum“, so Preiner. Das Programm liefert aber auch Vorschläge, welche Teile passen könnten. Mensch und Maschine arbeiten zusammen: „Es braucht eine gewisse Art der Unterstützung durch Algorithmen. Aber komplett eigenständig kann es auch der Computer nicht lösen.“ Ein weiterer Vorteil des virtuellen Puzzles sei, dass die sehr bröseligen Marmorrelikte berührungsfrei erforscht werden können.

Auch Findungsprozess wird erforscht
Ziele des Projekts sei nicht nur, die frühchristliche Altarplatte mit Hilfe der Nutzerinnen und Nutzer zusammenzufügen. Man erforsche auch den Prozess selbst, zum Beispiel, wie die Spieler interagieren oder wie lange sie für die Lösung brauchen. „Etwa 1.000 User zugleich wären ein guter Anfang“, legte sich Preiner noch nicht ganz fest. Das Spiel soll auch weiterlaufen, wenn schon erste Ergebnisse vorliegen. Das Projekt startete 2023 und wird durch das Land Steiermark finanziert.
25.04.2024, red, steiermark.ORF.at/Agenturen

Link:
Zum Spiel „Open Reassembly“

Online-Puzzle soll Rätsel um antike Platte lösen
 
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